Unter „Sportphysiotherapie“ wird die Arbeit der Physiotherapeuten/Innen im Sport und mit Sportlern verstanden.

Sportphysiotherapeutische Betreuung gewährleistet eine intensive Zusammenarbeit mit den Sportlern und Trainern und bietet optimale gesundheitliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Trainings- und Wettkampfalltag.

Dabei werden die verschiedenen Behandlungstechniken der Physiotherapie und die Möglichkeiten der Physikalischen Therapie genutzt, um die besten gesundheitlichen Voraussetzungen herzustellen und zu erhalten.

Drei Tätigkeitsfelder haben sich herauskristallisiert:

  • Prävention: Die Prävention von Verletzungen und Überlastungsschäden erfordert die genaue Kenntnis der Belastungsarten und Bewegungsvorgänge der zu betreuenden Sportler. Überlastungsschäden erfordern eine Ursachen-Folge-Analyse zur Behebung und Behandlung der Ursache.
  • Rehabilitation: Die zielgerichtete Behandlung des verletzten Sportlers, beginnend möglichst unmittelbar nach dem Eintreten einer Sportverletzung. Hierbei muss exakt die sportartspezifische Belastung des Patienten analysiert werden und ein individueller Rehabilitationsplan erarbeitet werden.
  • Regeneration: Durch den Einsatz von geeigneten aktiven und passiven Maßnahmen soll der Sportler möglichst schnell wieder seine optimale Belastungsfähigkeit erreichen.

Basis der erfolgreichen Arbeit im Bereich der Sportphysiotherapie sind Kenntnisse aus Physiotherapie und Sportmedizin wie z.B.:

  • Physiologie: Leistungs-, Muskel-, Ernährungsphysiologie
  • Funktionelle Anatomie
  • Struktur und Funktion der Gewebe
  • Sportverletzung und Sportschaden
  • Bewegungslehre
  • Trainingslehre
  • Biomechanik
  • Erste Hilfe
  • Rehabilitationstraining (MTT)
  • Physikalische Therapie
  • Tapen, Bandagieren (Orthesen)
  • Pharmaka und Doping
  • Sportpsychologie
  • Massage

Sportverletzungen

Die gesundheitlichen Wirkungen von Sport im Bereich Prävention und Rehabilitation hinsichtlich Bewegungsmangelerkrankungen sind wissenschaftlich belegt. Diesen positiven Gesichtspunkten stehen die unfallbedingten Sportverletzungen und Sportschäden gegenüber.

Der Sport nimmt in unserer Gesellschaft erfreulicherweise einen immer breiteren Raum ein. Die Chancen liegen für Jung und Alt in einem Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit durch die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit.

Die Zunahme an Freizeit und die immer höhere Zahl von Sporttreibenden treibt zwangsläufig auch die Zahl der Sportverletzungen und Überlastungsschäden in die Höhe.

Im Vergleich zu den zivilisationsbedingten Erkrankungen aufgrund von Bewegungsmangel fällt der volkswirtschaftliche Schaden durch diese Nebenwirkungen jedoch wesentlich geringer aus.

In Deutschland ereignen sich jährlich ca. 1,5 Millionen Sportunfälle. Nach statistischen Angaben sind zu 72% die Beine (vor allem mit Knie- und Sprunggelenk) betroffen, gefolgt von den Armen mit 22% (Schulter-, Handgelenk und Fingerverletzungen) und Verletzungen des Rumpfs mit 5% und Kopfes mit 1%. Oft kann durch geeignete präventive Maßnahmen, z. B. richtiges Aufwärmen und richtige Trainingsberatung, dem Verletzungsrisiko vorgebeugt werden.

Unter Sportverletzungen fasst man alle Verletzungen zusammen, die akut als Folgeschaden einer einmaligen plötzlichen Gewalteinwirkung während des Sporttreibens auftreten. Beispiele sind:

  • Muskelverletzungen wie Muskelkater, Muskelzerrung, Muskelfaserrisse, Muskelprellungen
  • Sehnenrisse wie Achillessehnenrupturen
  • Gelenkverstauchungen wie Bänderüberdehnungen und -risse am Fuß.

Muskelverletzungen

Die Skelettmuskulatur beansprucht 40-50 Prozent des Körpergewichts bei untrainierten Normalgewichtigen. Sportler haben in der Regel ein noch günstigeres Verhältnis von Magermasse zu Fettanteil. Dementsprechend zählen Muskelverletzungen zu den häufigsten Sportverletzungen.

Besonders schmerzhaft – Muskelverletzungen

Vom banalen Muskelkater über Zerrungen und Zerreißungen von Muskelfasern bis zu den Muskelprellungen haben alle Arten von Muskelverletzungen eins gemeinsam: Sie werden als besonders schmerzhaft erlebt, weil Muskelgewebe reich an freien Nervenendigungen ist. Zu den häufigsten Muskelverletzungen zählen:

1. Muskelkater

Wie entsteht der Muskelkater?

Wenn die Muskeln nach dem Sport schmerzen, ist das kein Anzeichen für ein besonders effektives Training, sondern dafür, dass Sie sich überanstrengt haben! Plötzliche Überanstrengung von ungenügend aufgewärmten, wenig trainierten Muskeln führt nicht nur zu Muskelverspannungen, sondern auch zu einer Ansammlung von unerwünschten Stoffwechselprodukten wie Milchsäure. Oft sind ungewohnte Bewegungen wie z. B. das Stoppen und das wieder Antreten bei Ballspielen, der Grund für Muskelkater. Dieser tritt dann nach ca. 24 Stunden in oft sehr schmerzhafter Form auf.

Bleibende Schäden brauchen Sie beim Muskelkater nicht zu befürchten. Bei Muskelkater handelt es sich um mikroskopisch kleine Zerreißungen im Bereich der Muskeleiweiße, die mit einer Schwellung (Ödem) und Freisetzung von schmerz auslösenden Substanzen verbunden ist.

Tipp: Wärmen Sie sich beim Sport auf und trainieren Sie lieber öfter mit langsam steigender Belastung.

Welche Beschwerden treten auf?

Die Muskeln schwellen leicht an, sind 1-3 Tage nach dem Sport schmerzhaft, druckempfindlich und kraftlos.

2. Muskelzerrung

Wie kommt es zu einer Muskelzerrung?

Vor allem die Muskeln der Beinrückseite (ischiokrurale Muskulatur) sowie der Beininnenseite (Adduktoren) sind häufig betroffen. Häufig führt eine plötzliche Muskelbelastung bei ungenügender Erwärmung oder bereits eingetretener Ermüdung zu einer abrupten Überdehnung. Die Elastizitätsgrenze des Muskels wird überschritten und die ersten Muskelfasern beginnen zu reißen, d. h. schon bei kleineren Zerrungen tritt Blut aus.

Welche Beschwerden treten auf?

Ziehende und krampfartige Schmerzen, die allmählich stärker werden, kündigen eine Überlastung der Muskulatur an. Aufgrund der eintretenden Schwellung reagiert der Muskel auf Druck und Dehnung schmerzhaft. Die Muskelkraft ist herabgesetzt. Zerrungen können, wenn sie nicht auskuriert werden, immer wieder an der gleichen Stelle auftreten.

3. Muskelfaserrisse

Wie kommt es zum Muskelfaserriss?

Vor allem in zweigelenkigen Muskeln der Oberschenkelrückseite (ischiokrurale Muskulatur) und Oberschenkelvorderseite (M. rectus femoris) müssen beim Laufen gegenläufige Bewegungen koordiniert werden. So strecken z. B. während des Laufens die Muskeln der Oberschenkelrückseite das Hüftgelenk und beugen gleichzeitig das Kniegelenk. Nach erfolgter Kontraktion müssen diese Muskeln gleich wieder elastisch nachgeben. Kein Wunder, dass gerade die Beinmuskulatur bei hohen Belastungen (z. B. Sprint) besonders gefährdet ist.

Es besteht ein fließender Übergang von Zerrung zu Faserriss. Zunächst reißen nur wenige Muskelfasern, ehe eine größere Anzahl von Muskelfasern und schließlich Muskelfaserbündel oder auch Muskeln komplett reißen.

Welche Beschwerden treten auf?

Meist nach abrupten schnellkräftigen Bewegungen schießen plötzlich heftige Schmerzen ein. Je nach Ausprägung ist die Funktion – vor allem die Kraft- und Dehnfähigkeit des Muskels – anschließend eingeschränkt.

Tipp: Bei Verdacht auf eine Muskelzerrung oder Muskelfaserriss sollten Sie sofort zum Arzt. Durch Ultraschall kann eindeutig festgestellt werden, ob der Muskel und wie weit er eingerissen ist. Die Therapie besteht aus Schonung des verletzten Muskels, Kühlung und entzündungshemmenden Schmerzmitteln.

4. Muskelprellung

Wie kommt es zu einer Muskelprellung?

Muskeln, die in der Tiefe über den Knochen verlaufen, können aufgrund von Schlageinwirkungen oder Aufprallverletzungen (z. B. beim Skifahren) gequetscht werden. Ein typisches Beispiel ist der so genannte „Pferdekuss“ des Fußballspielers durch einen Tritt des Gegenspielers. Da die Muskulatur stark durchblutet ist, kann ein mehr oder weniger großer Bluterguss (Hämatom) entstehen.

Welche Beschwerden treten auf?

Anfangs ist der Schmerz sehr heftig, später überwiegt je nach Ausmaß des Hämatoms ein schmerzhaftes Spannungs- und Druckgefühl im betroffenen Muskel.

Welche Behandlung ist die richtige?

Die richtigen Sofortmaßnahmen am Unfallort sind entscheidend für den Heilungsprozess. Instinktiv tun verletzte Sportler genau das Richtige. Häufig greifen sie zum verletzten Muskel und üben mit ihrer Hand Druck aus. Durch Kompression des verletzten Gebiets (später durch Anlage eines Kompressionsverbands) kann einerseits die Gewebeblutung frühzeitig gestillt, andererseits der Schmerz überlagert werden. Weitere sinnvolle Maßnahmen, die die Einblutung ins Gewebe vermindern, sind: Kühlung (Kältesprays sind nicht geeignet), Hochlagerung und Belastungspause.

Welche Fehler sollten Sie vermeiden?

Als häufigster Fehler wird – trotz Muskelprellung – die sportliche Aktivität nicht unterbrochen. Wer Schmerz als Warnsignal des Körpers ignoriert oder durch Eisanwendungen übertüncht, riskiert weitere Verletzungen mit aufwendigeren Behandlungen und längeren Sportpausen. Langes Stehen und Gehen innerhalb der ersten Stunden kann zu erneuten Einblutungen führen.

Was können Sie selber tun?

Die empfohlenen einfachen Behandlungsmaßnahmen (Kompressionsverband, Kühlung, Hochlagerung und Pause) kann jeder Sportler, der über das entsprechende Material verfügt, selber vor Ort durchführen. Wichtig ist, dass diese Maßnahmen unmittelbar nach der Verletzung beginnen.

Bei frischen Verletzungen sind Massagen innerhalb der ersten 48 Stunden verboten. Es könnten erneut Blutungen im verletzten Gewebe auftreten. Zu einem späteren Zeitpunkt hingegen, können physiotherapeutische Anwendungen wie Lymphdrainage und Elektrotherapie Schwellungen (Hämatome) abbauen und den Heilungsprozess beschleunigen.

5. Tipps zur Vorbeugung

Viele Muskelverletzungen lassen sich vermeiden, wenn:

  • der Körper durch richtiges Aufwärmen auf die Belastung der jeweiligen Sportart vorbereitet wird.
  • die richtige Ausrüstung vorhanden ist, z. B. sportartspezifisches Schuhwerk oder funktionelle Bekleidung gegen Kälte, Nässe und Wind.
  • die sportliche Aktivität dem Leistungsvermögen angepasst wird, Überlastungen also vermieden werden. Hier gilt: Rechtzeitig Pause machen.
  • Flüssigkeitsverluste durch elektrolythaltige Getränke ausgeglichen werden.

Beachten Sie für gesundes Sporttreiben auch die 10 Goldenen Regeln der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention www.dgsp.de

Quelle: ZVK